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Unwetter: Lokale Überschwemmungen nehmen zu

Die Unwetterbilanzen der vergangenen Jahre machen deutlich, dass sowohl Häufigkeit als auch Intensität von extremen Wetterereignissen stark zugenommen haben. Überschwemmungen treten längst nicht nur in „klassischen Hochwassergebieten“ auf, sondern können überall zum Problem werden. Dieser Beitrag soll ein paar wesentliche und hilfreiche Tipps und Anregungen geben, um Schäden durch Oberflächenwasser hintanzuhalten.

„Viele Böden sind schon stark durchfeuchtet und können nicht mehr viel Wasser aufnehmen, berichtet Alexander Orlik, Klimatologe bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in einer aktuellen Wettereinschätzung (abgerufen am 21.Juni 2016): „Seit Jahresbeginn war es fast durchgehend überdurchschnittlich nass. Der Jänner 2016 brachte österreichweit gesehen 40 Prozent mehr Niederschlag als im vieljährigen Durchschnitt, im Westen und Süden stellenweise bis zu 150 Prozent.

Der Februar war überhaupt einer der zehn nassesten Monate der Messgeschichte mit 100 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel, im Süden waren es sogar bis zu 400 Prozent. Der März war sehr trocken, aber schon April und Mai waren wieder überdurchschnittlich feucht. So brachte der Mai österreichweit 45 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel, im Westen und Norden zum Teil sogar 200 Prozent." Die Folgen der Starkregenfälle der letzten Wochen sind kleinräumige Überschwemmungen oder Hangrutsche, wenn auch katastrophale Hochwasser, wie etwa 2002 oder 2013 glücklicherweise ausgeblieben sind.

Häufigkeit und Intensität nehmen zu

Die Unwetterbilanzen der vergangenen Jahre machen eines deutlich: Sowohl Häufigkeit als auch Intensität von extremen Wetterereignissen nehmen zu. Gleichzeitig steigt auch die Höhe der verursachten Gebäudeschäden. Auch die Bedrohungen für Gebäude haben sich geändert. Massive Schäden durch Hagel, Sturm und Oberflächenwasser, in bestimmten Gebieten auch Schneedruck stehen heute im Fokus.

„Insbesondere seit dem Jahrhunderthochwasser 2002 ist viel geschehen. In besonders gefährdeten Gebieten wurden Hochwasserdämme errichtet, Gefahrenzonen wurden kartographiert, schließlich wurde auch in die Flächenwidmung eingegriffen (siehe dazu auch die HORA-Karte des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft. Mittlerweile kann die Hochwassergefährdung für einzelne Grundstücke mittels einer eigenen Smartphone-App und unter www.hochwasserrisiko.at abgerufen werden. Soweit das überhaupt möglich ist, haben Bund und Länder die Hochwassergefahren in den Griff bekommen“, so Dr. Arthur Eisenbeiss, Direktor der Brandverhütungsstelle Oberösterreich (BVS) und Sprecher der österreichischen Brandverhütungsstellen.

Lokale und regionale Unwetter verstärken sich

Daneben haben sich aber auch die Auswirkungen von extremen Wetterereignissen in den letzten beiden Jahrzehnten stark gewandelt. Vermehrt stehen lokale und regionale Unwetter im Vordergrund. Diese traten zwar immer schon auf, haben aber an Häufigkeit und Intensität stark zugenommen und verursachen nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch an den Außenhüllen von Gebäuden enorme Schäden. Starke Regenfälle von bis zu fünf Litern pro Quadratmeter in fünf Minuten lassen auf Grünland reißende Flüsse entstehen und Kanäle überquellen. Als Folge treten Überschwemmungen auf, die längst nicht mehr nur auf „klassische“ Hochwassergebiete beschränkt sind und die Bewohner dieser Gegenden meist völlig unvorbereitet treffen.

Wie gut ist ihr Haus vor Wassereintritt geschützt?

Das Problem besteht im mangelnden Abfluss des Wassers. Die Abflussgeschwindigkeit hängt von der Oberflächenbeschaffenheit des Untergrundes, dem Bodenbewuchs und natürlich – so vorhanden –von der Hangneigung ab. Für das Schadenspotenzial ist darüber hinaus ausschlaggebend, wie gut das eigene Haus vor Wassereintritt geschützt ist. Beispielsweise durch Schutzmaßnahmen wie etwa Antrittsstufen.

Weil die Kanäle die enormen Wassermassen, die durch die als Zufluss dienenden Straßen weiter anschwellen, nicht mehr aufnehmen können treten rasch Überschwemmungen auf. Die höheren Fließgeschwindigkeiten reißen Erdreich und Kleinteile mit. Die Folge sind Verklausungen bei Bächen und Flüssen, Rigolen und Abflüsse werden verstopft. In weiterer Folge dringen Wasser- und Schlammmassen in Gebäude ein.

Überschwemmungen: Vorbeugende Maßnahmen

In ihrer Broschüre Gebäudeschutz durch Prävention - Fokus: Oberflächenwasser hat das Elementarschadenpräventionszentrum eine Reihe von vorbeugenden Maßnahmen aufgelistet, die dazu beitragen sollen Gebäudeschäden durch Überschwemmungen zu verhindern oder zumindest zu minimieren:

Vorsorge bei Neubau und Sanierung:

  • Das umliegende Gelände eines Gebäudes unbedingt bei der Planung berücksichtigen. Nachträgliche Änderungen am Gelände können oft drastische Auswirkungen haben. Daher unbedingt mitberücksichtigen. (Siehe dazu auch Hausbau: Gut geplant ist halb gebaut)
  • Lichtschächte und andere in das Gebäude innere führende Bauteile mit einer Antrittsstufe versehen. Die Höhe der Stufe richtet sich nach der maximalen Rückstauebene und muss diese überragen.
  • Abdichtungen von Fenstern und Türen im Erd- und Kellergeschoß so gestalten, dass bei dichten Fenstern und Türen die anliegenden Bauteile ebenfalls der Wasserbelastung standhalten
  • Pumpenschacht im Keller vorsehen
  • Möglicher unkontrollierter Dachwasserabfluss kann Probleme an Fassadenelementen verursachen > Kontrolle nach dem Ereignis
  • Entwässerungssysteme von Lichtschächten und Kellern können durch einen Rückstau der Entwässerungsleitungen (Drainagen) überflutet werden. Daher sind diese bis zur Ausflussstelle zu planen, um eine umgekehrte Flussrichtung in der Leitung zu verhindern
  • Werden Grundstückseinfriedungen für Oberflächenwasserschutz ausgelegt, so muss Bedacht auf den Schutz der nachfolgenden Liegenschaften gelegt werden
  • Elektroinstallationen in Kellerräumen sollten, wenn möglich, in erhöhter Lage angebracht werden
  • In den Hauswasserkanälen sollten Rückschlagklappen vorgesehen werden, um das Eintreten von rückgestautem Wasser aus der Hauptkanalisation zu verhindern
  • Beim Einbau von Erdtanks müssen die Auftriebskräfte durch veränderliche Grundwassersituationen bedacht werden

Instandhaltung als wesentliche Präventionsmaßnahme

  • Regelmäßige Reinigung von Dachrinnen und Abflüssen
  • Schwemmfähige Materialien vor Abflüssen und Rinnen entfernen
  • Auflandungen (angeschwemmtes Erdreich) vor Schutzmauern entfernen

Organisatorische Maßnahmen

  • Bei niedrigeren Wasserhöhen sollte man Eintrittsstellen wie Türen, Fenster, Einfahrten und Lichtschächte mit Sandsäcken abdichten
  • Schaltafeln, die in vormontierte Führungsschienen eingesetzt werden, erfüllen diesen Zweck auch bei höheren Wasserständen
  • Anschaffung einer Tauchpumpe
  • In Kellerräumen feuchtigkeitsempfindliches Inventar bzw. Elektrogeräte erhöht stellen (Stelzen)

Gerade weil in der Eigenheimversicherung die Deckungen für Hochwasser und Überschwemmungen limitiert sind, empfiehlt sich ein hohes Maß an Prävention um im Fall der Fälle keine oder begrenzte Schäden zu erleiden.

Redaktion Keine Sorgen Blog / Autor: Günther Waldhäusl