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Gesundheit & Vorsorge

Zecken - wie gefährlich sind sie?

17 Zeckenarten sind in Österreich heimisch. Sie können Krankheiten wie FSME oder Borreliose übertragen. Durch Klimawandel und Globalisierung finden auch exotische Zecken wie die subtropische Hyalomma marginatum ihren Weg nach Österreich. Ein Grund zur Beunruhigung? Nach Angaben der Medizinischen Universität Wien treten rund 70.000 Borreliose-Neuerkrankungen pro Jahr auf. Die Zahl der FSME-Fälle lag 2022 bei 192.

Wo Zecken vorkommen, können grundsätzlich auch Krankheitserreger übertragen werden. In erster Linie kommen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und häufiger Borreliose vor. Kein österreichisches Bundesland ist frei von FSME. Hochrisikogebiete sind Gebiete an der Donau zwischen Passau und Linz, Gebiete in der Wachau, bei St. Pölten sowie in und um Wien. Darüber hinaus sind rund 30 % aller Zecken in Österreich mit dem Borreliose-Bakterium infiziert. 

Die Spinnentiere werden ab einer Temperatur von 7 Grad aktiv. Aufgrund der Temperaturveränderung stellen Zecken mittlerweile auch in höheren Lagen und bis weit in den Herbst eine Gefahr dar.

Was ist FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)?

FSME ist eine Viruserkrankung, die zu Entzündungen führt. Betroffen können das Gehirn, die Hirnhaut sowie das Rückenmark sein. Nicht jeder Zeckenstich überträgt jedoch das FSME-Virus. Wenn eine Infizierung erfolgt, dann allerdings direkt nach dem Stich. Die Erreger halten sich nämlich auch am Stechapparat der Zecke auf.

Welche Symptome treten bei FSME auf?

Nach einer Ansteckungszeit von 7 bis 14 Tagen treten grippeartige Beschwerden auf. Die Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Gelenkbeschwerden und Müdigkeit können nach wenigen Tagen wieder verschwinden. Bei den meisten Betroffenen bleibt es bei dieser ersten Phase. Allerdings kommt es bei ungefähr 5 % bis 15 % der Betroffenen nach einer Zeit ohne Beschwerden zu Phase 2: die Viren befallen das Nervensystem. Hirnhaut-, Gehirnhaut-, Rückenmarksentzündung oder Lähmungserscheinungen können die Folge sein. Dabei können starke Kopfschmerzen, Lichtscheue, Schwindel, Konzentrations- und Sprechstörungen sowie Gehstörungen auftreten. Für etwa 1 % der Patienten mit neurologischen Symptomen endet die Krankheit tödlich.

Welche Folgen hat FSME?

Ist die Erkrankung einmal ausgebrochen, ist sie nicht heilbar. Man kann nur die Symptome lindern. Die Genesung kann sehr lange dauern und mit langen Aufenthalten im Krankenhaus verbunden sein. Außerdem kann auch die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt sein und die Arbeitsfähigkeit eingeschränkt werden.

Unbehandelt kann eine Hirnhautentzündung zum Tod führen. Im Jahr 2020 wurden in Österreich drei Todesfälle durch FSME registriert. Mit anderen Worten, die Gefahr eines tödlichen Ausgangs ist eher gering.

Wie schütze ich mich vor FSME?

Am besten schützen Sie sich, indem Sie Zeckenstiche vermeiden. Zecken leben auf dem Boden oder in Büschen. Der typische Lebensraum sind Waldwege mit begrüntem Waldboden, auf dem eine Streuschicht liegt. Man findet sie aber auch an Bachläufen mit Gebüsch und in hohem Gras. Daher beim Aufenthalt im Freien hohes Gras, Dickicht und Gebüsch vermeiden.

Zeckenschutzimpfung

Gegen FSME kann man sich impfen lassen. Nach einer Grundimmunisierung durch drei Impfungen hintereinander folgt eine Auffrischung nach drei Jahren, danach alle fünf Jahre bis zum vollendeten 60. Lebensjahr. Danach muss die Impfung alle drei Jahre wieder aufgefrischt werden. Wichtig ist, dass Sie das Impfschema einhalten, damit ein wirksamer Schutz garantiert ist.

Kinder können ab dem vollendeten 1. Lebensjahr, frühestens ab dem vollendeten 6. Lebensmonat geimpft werden.

Eine andere Möglichkeit ist die Titerbestimmung. Dabei wird untersucht, ob das Blut genügend Antikörper aufweist, um ausreichend gegen eine Krankheit zu schützen. Diese Bestimmung ist derzeit noch sehr ungenau. Darüber hinaus kostet die Titerbestimmung Geld – unter Umständen mehr als die Impfung.

Informationen über Impfaktionen und Zuschüsse erhalten Sie bei der zuständigen Krankenkasse. Die Kosten für die Impfung liegen in Oberösterreich z. B. bei rund 15 Euro für Erwachsene bzw. 13,40 Euro für Kinder (Stand März 2022).

Was ist Borreliose?

Die Borreliose ist eine bakterielle Infektion. Sie kann unterschiedliche Organe wie Haut, Herz, Augen, Gelenke oder das Nervensystem betreffen. Die häufigste Form ist die Lyme-Borreliose. Der Name geht auf den amerikanischen Ort Lyme zurück. Hier traten Mitte der 70er Jahre vor allem bei Jugendlichen nach Zeckenstichen gehäuft Gelenksentzündungen auf.

Da die Borreliose-Bakterien im Darm der Zecke sitzen, kann es einige Stunden dauern, bis sie nach einem Stich ins Blut gelangen. Die Zeit zwischen Übertragung der Bakterien bis zum Ausbruch der Krankheit liegt zwischen wenigen Tagen bis zu drei Wochen. Manchmal tritt die Borreliose auch erst nach Monaten auf, z. B. wenn die Nerven angegriffen werden.

Welche Symptome treten bei Borreliose auf?

Häufig tritt eine sogenannte „Wanderröte“ auf. Dabei handelt es sich um einen kreisrunden hellroten Ausschlag rund um die Einstichstelle, der sich ausdehnt. Weitere Anzeichen für eine Borreliose ähneln einer Erkältung.

In 10 % der Fälle tritt eine Neuro-Borreliose auf. Dann kann es zu brennenden Schmerzen vor allem nachts mit teilweisen Lähmungserscheinungen kommen.

Da der Verlauf einer Borreliose nicht immer eindeutig und identisch ist, ist sie im Frühstadium schwer erkennbar. Tritt eine größer werdende Hautrötung um die Stichstelle auf, sollte man zum Arzt gehen. Normal ist eine gerötete Fläche um die Stichstelle, die länger bleibt, bis sie wieder verschwindet.

Welche Folgen hat Borreliose?

In der Regel lässt sich Borreliose mit Antibiotika behandeln. Sie hinterlässt allerdings keine Immunität, deshalb kann man mehrfach daran erkranken. Herzmuskelentzündungen sind eher selten. Die FSME-Impfung kann eine Borreliose nicht verhindern.

In Österreich erkranken nur rund 3 % der von einer Zecke gestochenen Personen an Lyme-Borreliose.

Wie schütze ich mich vor Borreliose?

Kurz gesagt, Vorsorge ist der beste Schutz. Darum erst gar nicht von einer Zecke stechen lassen.

  • Feste Schuhe, lange Hose, lange Ärmel tragen. Zecken stechen nicht durch Textilien hindurch. ABER: Sie wandern auf der Kleidung umher, um eine geeignete Stelle auf der Haut zu finden. Deshalb sollten Hosenbeine und Ärmel an den Gelenken eng anliegen. Ferner Socken über die Hosenbeine ziehen.
  • Helle Kleidung tragen. Das hält zwar die Zecken nicht ab, aber man sieht sie besser und kann sie so leichter entfernen.
  • Kinder sollten eine Kopfbedeckung tragen, weil sie öfter an Kopf und Hals gestochen werden.
  • Zeckenschutzmittel bieten zeitweise einen gewissen Schutz.
  • Den Körper nach Zecken absuchen. Da sie nach einer geeigneten Hautstelle suchen, können sie Stunden auf dem Körper krabbeln ohne zu stechen.
  • Eine Dusche kann noch nicht verankerte Zecken abspülen.

Hier stechen Zecken gerne

Bevorzugte Körperpartien sind gut durchblutete, warme, weiche Stellen:

  • Genitalien
  • Oberschenkel Innenseite
  • Kniekehle, Armbeuge
  • Bauchnabel
  • Hautfalten z. B. unter den Brüsten
  • Achselhöhlen
  • Schultern
  • Hals und Nacken
  • Kopfhaut, Haaransatz
  • Ohrmuschel, hinter den Ohren

Häufige Einstichstellen

 

Kinder (0 - 12 Jahre) Erwachsene
40 % Kopf, Hals   4 % Kopf, Hals
29 % Oberkörper mit Armen 24 % Oberkörper mit Armen
31 % Unterkörper 72 % Unterkörper

 

Zecken richtig entfernen

Am besten geeignet sind spezielle Zecken-Pinzetten, Zeckenkarten oder spitz zulaufende Pinzetten. Damit die Zecke so dicht wie möglich an der Haut greifen und langsam senkrecht aus der Haut ziehen.

Wichtig: Die Zecke nicht zerdrücken, damit sie keine Krankheitserreger in die Wunde abgibt.

Öl, Nagellack, Klebstoff & Co. sollten Sie gleich wieder vergessen. Zecken atmen nur rund ein- bis zweimal in der Stunde. Es ist daher eher sinnlos, sie mit diesen "Hausmitteln" zu ersticken. Im Gegenteil. Im Todeskampf könnte die Zecke erst recht Krankheitserreger übertragen.

Wenn Sie keine Pinzette zur Hand haben, können Sie es auch mit den Fingernägeln versuchen.

Nachdem Sie die Zecke entfernt haben, die Einstichstelle desinfizieren und Hände waschen.

Bleibt der Kopf oder der Rüssel in der Wunde stecken, ist das nicht weiter tragisch. Auf jeden Fall nicht in der Wunde „herumbohren“. Im Normalfall entfernt die Haut die Reste von selbst.

Was ist, wenn ich eine Zecke nicht entferne?

Eine Zecke saugt in der Regel mehrere Tage Blut und lässt sich auf den Boden fallen, wenn sie satt ist. Das kann bei einem erwachsenen Weibchen zwischen sieben und elf Tagen dauern. Das ist eine lange Zeit, um Bakterien zu übertragen.

Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Borrelien hängt allerdings auch vom Entwicklungsstadium der Zecke ab. Nur etwa 1 % der Larven (erstes Stadium) trägt diese Bakterien in sich. Ungefähr 10 % der Nymphen (zweites Stadium) und 20 % der erwachsenen Tiere (drittes Stadium) haben Borrelien.

Kann man sich gegen Zecken versichern?

Einige Versicherungen bieten im Rahmen einer Unfallversicherung die Kostenübernahme für FSME-Schutzimpfungen an. Darüber hinaus werden auch Einmalzahlungen bei schwerer Verlaufsform von FSME mit dauerhaften körperlichen Schäden angeboten. Hier gilt es, die einzelnen Angebote zu prüfen.

Kurioses aus der Welt der Zecken

  • Zecken können hungern. Es gibt Laborberichte nach denen eine Zecke bis zu 10 Jahre ohne Nahrung ausgekommen ist.
  • Sie atmen nur 1 bis 2 Mal in der Stunde.
  • Zecken können bis zu 21 Tage unter Wasser verbringen.
  • Die Spinnentiere überstehen einen 40 Grad Waschgang in der Waschmaschine.
  • Zecken sehen ihre Opfer nicht. Sie reagieren auf Geruch, Körperwärme und Kohlendioxid (Atemluft). Eine Ausnahme ist die Hyalomma-Zecke. Dieser exotische Vertreter aus Nordafrika ist agiler und schneller als der heimische Gemeine Holzbock und hat Augen. Sie überträgt das Krim-Kongo-Virus und Fleckfieber.